Marokko ist eines der faszinierendsten Länder Nordafrikas und der arabischen Welt. Ein Land, das meinem Empfinden nach wie kein anderes für Europa Brücke nach Afrika und "Arabien" sein könnte. Etwas abseits der blutigen Wirren und Statthalterkonflikte um Israel und Palästina, relativ freizügig und modern und trotzdem kein bloßer Vorposten westlicher Kultur, Politik und Überheblichkeit in Afrika und Vorderasien.

Gerade Deutschland hat sehr spät und eher von Opportunismus getrieben ein mehr als beiläufiges Interesse an den Ländern der Region entdeckt. Die "lästige" Migrationsfrage und günstige Möglichkeiten der Nutzung von Sonne und Wind zur Energiegewinnung und Herstellung "grünen Wasserstoffs" in Marokko sind es vor allem, die in Berlin den späten Wunsch nach "Partnerschaft" mit dem Land am Südufer des Mittelmeers gedeihen lassen.

Neben aller Faszination habe auch ich einen kritischen Blick auf Marokko hinsichtlich seiner Westsahara-Politik und einer gewissen opportunistischen „Feigheit“ gegenüber dem wirtschaftlich und ideologisch-muslimisch mächtigen Saudi Arabien. Und die beeindruckende Modernisierung spiegelt sich sehr unterschiedlich in den verschiedenen Regionen Marokkos wider und lässt auch bei weitem nicht alle Menschen annähernd daran teilhaben. Aber es gibt wenig andere Länder im Nahen Osten und Nordafrika, in denen man sich als Europäer so frei und wohl fühlen kann wie in Marokko und trotzdem eintauchen in eine wunderbare „1001 Nacht“.

So sind es auch nicht die bemerkenswerten modernen Bahnhöfe, Züge und Verbindungen zwischen den großen Städten des Landes oder die in der Sonne Nordafrikas funkelnden ambitonierten Energieprojekte, auf sich meine Kamera richtet. Als mitteleuropäischer "Romantiker" ist es eher "das Alte", das Malerische, das mich anzieht und in Marokko noch so verschwenderisch und dicht präsent ist und und die Blicke auf sich zieht. 

Marrakesch