Stephan Hallmann - Photographien
James Stagg, Bay View, Öl auf Leinwand
Bis zu dem pulsierenden Ölgemälde, oben, eine Straßenszene aus San Francisco von James Stagg, das mit seinen leuchtenden Farben und seiner Bewegtheit selbst noch in einem dunklen Raum strahlt, war es ein weiter Weg für mich. Es sind sicher 30 Jahre, die zwischen meinen ersten Gehversuchen in Sachen Kunst und dem Kauf des Stagg-Gemäldes in einer Galerie in Kalifornien liegen.
Zuerst kommt das Sehen, das Hinsehen. Ich weiß nicht, wann genau es bei mir begann. Nur wo. Es war zu-hause im Wohnzimmer, mit vier oder fünf Jahren, als mich das Bild an der Wand neben dem Geschirrschrank irgendwie anzog. Es war eines von mehreren Gemälden von Franz Hochmann, die unser Wohnzimmer schmückten.
Eine spektakuläre Winterlandschaft mit röhrendem Hirsch, riesig, in üppigem goldenen Rahmen. Ein Krabbenfischer hoch zu Ross durch das seichte Wasser am Strand reitend. Bürgerliches „Wohnzimmerkino“, das mich offenbar wenig beeindruckte. Mir hatte es das kleinste der Bilder angetan. Eine Abendstimmung mit Schafen auf einer Wiese und an einem Feldweg, der zu einem Bauernhaus führt, hinter dem das Meer liegt. Merkwürdig dunkel und doch gleichzeitig lichtüberflutet unter dem bronzefarbenen Abendhimmel, den das Wasser widerspiegelt. Eine ganz besondere Stimmung, die dieser schönen, schlichten Landschaft ihren Zauber verleiht, der mich noch heute fasziniert. Inzwischen ist es etwas dezenter gerahmt und Teil der Kunst-Sammlung, die meine Frau Beatrix und ich im Laufe der Jahre zusammengetragen haben. Als einziges Erbstück, das ich mir aus dem Haus meiner Mutter erbeten hatte.
Alfred Hrdlicka, "Demoiselle d'Avignon", Radierung 1973
Ein grober Klotz, dieser Alfred Hrdlicka, mit politischen Ansichten, die ebenso grobgeschnitzt waren, wie seine aus Stein oder Metall geschlagenen monumen-talen Skulpturen. Unvergesslich, die heftige Diskussion mit ihm bis spät in die Nacht über den "real existierenden Sozialismus" der DDR in den Räumen der Gale-rie Hilger in Frank-furt. Wir waren vollkommen unterschiedlicher Meinung, ich kritisierte seine Ansichten als plumpen Antikapi-talismus. Gleichzeitig aber emp-finde ich größte Hochachtung vor ihm als Künstler, als Bildhauer und als Maler.
Manche seiner Arbeiten sind von einer Feinheit, die man diesem Hünen mit seinen großen Pranken kaum zutrauen würde. Etwa seine Interpretation von Hogarths "A Rake's Progress". Vor allem aber seine Radierung "Demoiselle d'Avignon" nach dem berühmten Bild von Pablo Picasso ist einfach wunderbar und eines meiner Lieb-lingsbilder - ebenso wie das Gemälde von James Stagg, oben, mit der phantasti-schen Straßenszene aus San Francisco.
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© Stephan Hallmann